„Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“

Martin Buber, aus „Das Dialogische Prinzip. Ich und Du“

Bistums-Serie: „Bleiben! Was Menschen in der Kirche hält“

Eine junge Familie aus Gladbeck erzählt von ihren Schwierigkeiten mit der Kirche – und warum sie doch nicht austritt.

Die Elterngeneration kannte es noch, die vollen Kirchen, den gelebten Glauben, die Kirche als Heimat und Gemeinschaft. Katholisch zu sein war früher leichter, als heute. Es gehörte ganz selbstverständlich zum Leben dazu. Heute muss man bewusst eigene Wege mit Gott, Glaube und Kirche finden. Gewissheiten brechen weg. Sicher geglaubte Strukturen lösen sich auf. Die kirchliche Landkarte verändert sich. „Früher war es klar, zu welcher Kirchengemeinde man gehört“, sagt Hendrik Namyslo. Jetzt, nach seinem Umzug, ist er ratlos.

„Wir wohnen seit fünf Jahren hier in unserem Reihenendhaus und wissen es nicht“, bedauert der gebürtige Gladbecker, der mit seiner Familie einen Katzensprung weiter in den Norden der Stadt, nach Rentford-Nord, gezogen ist und damit zur St. Franziskus-Kirche gehört. Er findet es schade, dass „es keinen Willkommensbrief von der Kirche gab. So erreichen die keinen mehr. Die Menschen warten nicht mehr auf die Kirche“, ist er sich sicher. 

„Bist du evangelisch oder katholisch?"

So wie er hadert auch seine Frau Julia mit der Kirche. Doch für beide ist der Kirchenaustritt keine Option. „Ich bin christlich aufgewachsen“, erzählt die Industriekauffrau. „Das ist eine grundlegende Lebenshaltung, die mich geprägt und zu dem gemacht hat, was ich bin.“ Ihre Eltern und Großeltern haben die 34-Jährige an Glauben und Kirche herangeführt. Sonntags ging man zu „unserer“ Heilig-Kreuz-Kirche in Gladbeck Butendorf. „Mit der Oma. Das war einfach so.“ Wie das Beten vor dem Essen und das Flötespielen in der Musikgruppe. Es war ein selbstverständlich-natürlicher Umgang mit Kirche und Glaube, in den man hineingeboren wurde und den man nicht infrage stellte. Es sei denn, man kam neu dazu. Da konnte es passieren, dass die Oma den neuen Freund der Enkelin fragte, wie er heiße und: „Bist du evangelisch oder katholisch?“, erinnert sich Julia lachend.

Auch Hendrik hat gute Erfahrungen mit der Kirche gemacht. „Zum Beispiel an die intensiven Gespräche als Jugendlicher in meiner Heimatgemeinde mit unserem damaligen Pfarrer. Der hat damals bei uns in St. Josef die Pfadfinder gegründet und ich war als Wölfling der ersten Stunde mit dabei“, erzählt der Elektrotechniker. Der habe ihn durchs Leben begleitet, von der Taufe mit drei Monaten über die Zeit als Messdiener und Pfadfinder bis hin zu Freizeiten. „Der war kein Außerirdischer mit schwarzen Klamotten und Kreuz in der Hand, sondern ein Mann wie du und ich.“ Und mitten drin im Gemeindeleben. „Das ist heute nicht mehr so“, bedauert der 35-Jährige. 

Eine Kirche, wie sie Ende der 1990er-Jahre noch normal war

Und auch der Glaube sei immer irgendwie dabei gewesen, „ganz natürlich, ohne aufgesetzt zu wirken.“ So habe sich die Clique aus der Messdienergruppe heraus entwickelt. „Wir haben im Jugendheim freitags bis sonntags abgehangen, gemeinsam Zeit verbracht. Es war mein zweites Zuhause.“ Die beiden haben eine Kirche erlebt, wie sie Ende der 1990er-Jahre noch normal war. ...

 

Quelle: BistumEssen.de / Autor: Thomas Rünker / Foto: Alexandra Roth

 
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